WRZ Jahresbrief 2020

Ein Jahr, das in die Geschichte eingehen wird

Liebe WRZ-Mitglieder
Sehr geehrte Damen und Herren

Der Rückblick auf das auslaufende Jahr 2020 könnte ohne Weiteres mehrere Seiten füllen. Dieses Jahr wird ohne Zweifel in die Geschichte eingehen.

Ganz oben auf der Liste steht COVID-19. Das in dieser Form völlig unbekannte Virus hat das Land anfangs Jahr lahmgelegt und zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden geführt. Trotz rascher Hilfe von Bund und Kanton gab es enorme wirtschaftliche Schäden. Existenzen waren und sind gefährdet, insbesondere in den Bereichen Gastronomie, Events, Kultur, und ähnlichen Branchen mehr.

Der WRZ hat zusammen mit der regionalen Wirtschaftsförderung, der AIHK und dem Hightech Zentrum Aargau Unterstützung angeboten, vor allem auch, wenn es um die notwendigen Schritte im Bereich Digitalisierung ging und geht.

Heute stehen wir erneut vor einer ähnlichen Situation. Das Virus ist kurz vor der zu erwartenden Massenimpfung nicht unter Kontrolle. Die gleichen Branchen leiden erneut. Im Ungewissen haben wir als Wirtschaftsverbände dafür plädiert, situationsgerecht zu reagieren, was unsere Behörden – vor allem auch im Aargau – getan haben. Natürlich ist die Beurteilung im Nachhinein immer eine andere. Wir müssen uns aber auch eingestehen, dass wir unser Land nicht über längere Zeit in einem Lock-down halten können, ohne unzählige Existenzen zu zerstören und den kommenden Generationen enorme Lasten aufzubürden.

Auch auf politischer Ebene war 2020 ein denkwürdiges Jahr. Im September stand die Begrenzungs- oder Kündigungsinitiative zur Abstimmung, aber auch die Anschaffung eines neuen Kampfflugzeugs und damit die Frage, wie wir es mit der Landesverteidigung halten. Beide Abstimmungen gingen nach hartem Abstimmungskampf im Sinne der Wirtschaft aus. Die überraschende Ablehnung des Jagdgesetzes nach einer massiven und aufwendigen Kampagne diverser Nichtregierungsorganisationen (NGOs) war aber bereits ein Vorbote dessen, was im November dann auch eingetreten ist.

Der Abstimmungskampf über die Unternehmensverantwortungsinitiative hat neue Massstäbe gesetzt. Die von rund 110 NGOs und kirchlichen Kreisen, darunter alle bekannten grossen Hilfswerke, die GSoA, die UNIA, die Jesuiten weltweit, die UNICEF und andere internationale Organisationen (die Liste kann bei mir bezogen werden), begannen bereits 2015 mit ihrer Kampagne. Dafür wurde in Basel ein Kampagnenbüro eingerichtet, mit mehreren Angestellten, geführt von einer erfahrenen Aktivistin, die von der GSoA gekommen ist. Das Budget der Initianten

muss nahezu unbegrenzt gewesen sein. Insider sprechen von mindestens 13 Millionen Franken, ein noch nie dagewesener Betrag für eine Abstimmung. Entsprechend früh und dominant waren die Initianten unterwegs. Nur dank dem enormen persönlichen Einsatz vieler Unternehmen und Unternehmer, Kaderangehöriger, einzelnen besonders engagierter Parlamentarierinnen und Parlamentarier unter der hervorragenden Arbeit in den Verbänden auf allen Ebenen ist es gelungen, den Trend in letzter Minute noch umzukehren. Das war umso nötiger, als es auch in den bürgerlichen Parteien von der Mitte bis ganz nach rechts zum Teil abweichende Haltungen oder nur laue Unterstützung für die Sache der international tätigen Schweizer Unternehmen und ihren Zulieferunternehmen – darunter viele KMUs – gab.

Diese Abstimmung muss uns ein Weckruf sein. Es genügt nicht mehr, vornehme Zurückhaltung zu üben und sich auf den Standpunkt zu stellen, dass Unternehmen nicht Stellung nehmen sollen. Ganz im Gegenteil: Die Herausforderung durch finanzstarke NGOs wird bleiben. Wir werden es wieder erleben, wenn es um wichtige Handelsverträge geht, um das Beschaffungswesen der öffentlichen Hand, um dirigistische Instrumente im Sozial- und Umweltbereich. Die freie Marktwirtschaft wird in den nächsten Jahren immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Darauf müssen wir uns vorbereiten, als Unternehmen und als Verbände. Es wird mehr und härtere Auseinandersetzungen geben.

Ich danke Ihnen herzlich für die grosse Unterstützung, die der WRZ und ich persönlich von Ihnen erfahren durften. Wir fühlen uns getragen, was auch die steigende Zahl an Beitritten zu unserem regionalen Verband zeigt.

Nun wünsche ich Ihnen frohe Festtage und ein gutes, hoffentlich bald normalisiertes neues Jahr. Hoffen wir, dass die prognostizierte Erholung rasch einsetzt und das 2021 die gedämpften Zahlen aus dem Vorjahr korrigiert, soweit das möglich ist.

Herzliche Grüsse

Verband Wirtschaft Region Zofingen WRZ

Peter Gehler
(Präsident)